Re-Fit OK-Jolle Lucy – Kapitel 07: Cockpit

Das Vordeck endlich aufgebracht zu haben, war ein gewaltiger Schritt nach vorne. Aber nach einem erledigten Teil steht auch schon der nächste an. Das sollte das Cockpit sein. Und das kommt ja nicht einfach so, sondern wärend man an der einen Sache arbeitet, bearbeitet man im Geiste schon Probleme und Machbarkeiten im kommenden Bauabschnitt.

Seitendecks Teil 1, Oktober 2020

Zusammen mit Rainhard, der Teile einer Bootsbauerausbildung genoss, entstand eine Vorstellung, wie ich die Seitendecks anfertigen könnte. Problem war, dass ich nicht einfach eine gerade Leiste zwischen den Schotts einbauen wollte, auf der dann das Sperrholz für die Sitzflächen aufgeklebt wird. Diese gerade Linie passte nicht zu meinem Schönheitsempfinden. Und so kamen wir auf die Idee, dass man mit ca. 4mm dicken Mahagoni Leisten, die man aussen am Rumpf miteinander verklebt, die Rundung des Rumpfes auf die Tragleisten der Sitzfläche übertragen könnte.

Wie der Zufall es wollte, hatte Rainhard noch einen Rest einer Mahagoni Bohle übrig, die mir nicht nur kostenfrei überlassen, sondern auch gleich in diese 4mm Streifen geschnitten hat. Das hat mir eine Menge Arbeit erspart, danke!
Die fertig gebogenen und verklebten Leisten wurden eingepasst und mit Winkeln, auch Kniee genannt, mit den Schotten verbunden. Aus Resten des Decks habe ich dann die dreieckigen Stützen unterhalb der Tragleisten hergestellt und diese dann mit der Leiste, der Bordwand und dem Fussboden verklebt.

Blockbasis und Travellerschiene, November 2020

Dann hab ich, wie schon vorher angekündigt, die alte Befestigung für den Grosschotblock entfernt. Bei Bildersuchen im Internet, die ich recht oft unternommen habe, um Ideen zu bekommen, habe ich gesehen, dass viele OKs so eine Basis haben, auf der dann der Block befestigt wird.

Also hab ich aus Schaumresten einen Rohling geschnitzt und den mit Folie aus einem Müllsack verkleidet. Die anschliessend aufgetragene Matte soll ja wieder vom Rohling abgehen. Nach dem Aushärten der ersten Schicht kamen noch je drei Schichten von oben und unten auf bzw. unter die neue Basis.

Zwischendurch mal, hab ich in einem Onlineshop eine Schiene für OK Traveller gefunden. Fertig vorgebogen, da hab ich gleich zugeschlagen. Bei der Gelegenheit (Porto sparen) hab ich auch gleich die Ruderbeschläge mit bestellt.

Fussboden verkleben, Dezember 2020

Auch hier musste ich die einzelnen Arbeitsschritte in einer bestimmten Reihenfolge stattfinden. Macht ja keinen Sinn, die Seitendeck schon aufzukleben und sich dann den Ar… zu brechen, um den Fussboden einklemen zu können. Also schön der Reihe nach.

Der Fussboden sollte von Anfang an mit Schaum angefertigt werden. Problem war nur, dass ich mich nicht für Schaum zum anrühren entscheiden konnte. Geschlossenporig sollte er sein und leicht zu verarbeiten. Genau da lag das Problem. Epoxy Schaum hatte z.T. nur eine Verarbeitungszeit von 10 (!) Sekunden. Unmöglich für mich, um das ohne alles einzusauen an die gewünschte Stelle zu bringen und auch noch mit einem Spachtel gerade zu ziehen. Von güstigerem Brunnenschaum hab ich Abstand genommen, zu viele negative Berichte in Internet Foren.

Also fiel die Wahl auf fertige Styrodur Platten, die mit einem Cuttermesser zugeschnitten und dann aufgeklebt wurden. Unebenheiten vorher und auch entstandene Fucgen nach dem Kleben wurden mit Epoxy Pampe gefüllt.

Anschliessendwurde alles beschliffen und mit Matte überdeckt. Erst mit dicker 300g Matte, dann noch einen Deckschicht mit 110g Matte (wegen der feineren Oberfläche).

Schwalbennester, Lenzer und Fussboden lackieren, Januar 2021

Ich war besorgt, dass an der Stelle, an der die Travellerschiene befestigt werden sollte, zu grosse Kräfte auftreten könnten. Also hab ich mich für eine zusätzliche Verstärkungen entschieden, die gleichzeitig als Aufnahmen für Schwalbennester dienen sollten.

Die zukünftigen Sitzflächen aus Sperrholz habe ich mit Matte überzogen und aus Holzabschnitten vom Deck gleich Schablonen für die Ausschnitte der Lenzer angefertigt. Solche Durchbrüche macht man lieber nicht frei Schnauze und abmessen kann man in der entstandenen Vertiefung vergessen. Das wird krumm und schief.

Nachdem die Durchbrüche der Lenzer fertig waren, ging es mit einer wirklich nervtötenden Arbeit weiter. Dem Abkleben! Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, um das Abklebeband an die richtigen Stellen zu bekommen. Um diese Rundhölzer herum und an den Stützen entlang. Aber irgendwann ist auch die blödeste Arbeit erledigt. Mann muss nur beharrlich dabei bleiben, sich nicht von der Sache unterkriegen lassen und sich vor allem nicht zu Pfuschereien hinreissen lassen.

Dann ging es ans Lackieren des Cockpits. Eigentlich ist Lackieren nicht so meine Sache. Der Lack muss in einer bestimmten (also sehr begrenzten) Zeit in (für mich) zufriedenstellender Weise aufgebracht werden. Ich muss damit hinterher segeln gehen. Und wenn das scheisse aussieht…das geht gar nicht 😉

Nach dem zweiten Durchgang deckte dann endlich die Farbe und das Ergebnis war besser als ich es erwartet hatte.

Seitendecks Teil 2, Februar 2021

Der Boden ist nun so weit fertig und nun kann es mit den Seitendecks weiter gehen. Zuerst eine Schablone aus Pappe anfertigen (nur ein Versuch) und dann das bereits mit Matte beschichtete erste Stück Sperrholz auf Mass bringen.

Als das Stück eingepasst war, konnte es mit dem Verkleben los gehen. Die Holzflächen und die Unterkonstruktion mit Epoxy einstreichen und dann die Pampe aufbringen. Nicht ganz so viel wie beim Deck, denn die Flächen sind kleiner.

Nach Erfolg auf Steuerbord wurde Backbord auf die gleiche Weise erledigt. Nach dem Aushärtungsprozess wurden die Sperrholzplatten der Seitendecks noch vorsichtig auf Mass gebracht (mit etwas Reserve). Der Winkelschleifer mit einer feinen 100er Schleifscheibe hat wieder gute Dienste geleistet.

Es sieht schon richtig nach Boot aus…bald kann gesegelt werden.

Scheuerleiste, Decksabschluss und Decksausschnitte, März 2021

Seitendeck: Check!

Kann also mit den nächsten Schritte weiter gemacht werden. Die Scheuerleiste sollte ein weiterer Blickfang für die neugierige Mitgliedschaft im SCN werden. Das achterliche Stück quer über den Spiegel musste ich erst biegen, damit es mir beim anbringen nicht bricht. Ich habe es eineinhalb Wochen zu Hause auf eine Schablone gespannt und mehrmals am Tag unter der Dusche mit heissem Wasser eingeweicht. Nur um zu sehen, dass es danach fast wieder in seine ursprüngliche Form springt.

Aber immerhin habe ich eine gewisse Biegung erreicht und konnte es am Spiegel anbringen. Holz wird normaler Weise regelrecht gekocht, um es biegsam zu bekommen. Pro cm Holzstärke ca. 20Minuten kochen. Nur mal so zur Info, falls mal jemand was biegen muss.

Dann ging es um die Decksabschlüsse. Ich wollt enicht, dass man das Sperrholz des Decks vom Cockpit aus sehen kann. Auch weiss ich von meinem alten Piraten (GER-3899, Spinat), dass das Holz, so ungeschützt, sehr anfällig gegen mechanische Beanspruchung und Wasser ist. Beim Armen Ritter hat die Werft auf Wunsch eines einzelnen Herren dort eine Art Abdeckplatte angebracht. Diesem Beispiel folgend habe ich auch vorne und hinten eine solche Abdeckung angebracht. Das konnte man nicht biegen, ich habe es aus einer breiteren dünnen Leiste ausgeschnitten. Das eine Stück habe ich, weil es keine breiteren Leisten gab, zusammen geklebt.

Zum Ende dieses Abschnitts wurden schon mal die Löcher für die Inspektionsluken gesägt und der Schwertschlitz auf das notwendige Mass verlängert.

Und weil an der anderen Baustelle (Varianta GER-222, AchHerrJe) gerade das Deck mit Kiwigrip beschichtet wurde und noch ein Rest über war, hab ich die Gelegenheit genutzt, um den Fussboden gleich mit dieser Antirutsch Beschichtung gestrichen. Hier rollt man am besten mit einer groben Schaumrolle, wenn es, so wie hier, nur eine dünne Schicht werden soll. Auf der Vari haben wir eine richtige Strukturrolle, so dass die Oberfläche super rutschfest ist und wie eine Art Berglandschaft aussieht.