Re-Fit OK-Jolle Lucy – Kapitel 05: Innenausbau und Achterdeck

Also vom Aussenrumpf und der Schleiferei hatte ich erst mal für eine Weile die Schnauze voll. Es wurde Zeit, um wieder mal etwas zu bauen und einen sichtbaren Fortschritt zu verspühren. Etwas, dass der Seele gut tut und man im Geiste schon mal auf dem fertigen Boot sitzen und segeln kann…

Vorbereitung Balkweger und Gurtpunkt hinten, Januar 2020

Die OK haben wir dann wieder zu zweit gedreht, viel Gewicht hatte sie ja nun wirklich nicht mehr. Ziel war, auf der Innenseite zwischen Balkweger und Rumpf noch eine Hohlkehle zu legen, um eine spätere dünne 110g Matte vernünftig abschliessen zu lassen. Und das macht sich, wenn die OK auf dem Kopf steht, von unten einfach besser.

Bei allem hab ich immer die mahnenden Worte von Piraten-Bernd im Hinterkopf: „Pass auf das Gewicht auf! Das wird noch alles schwer genug.“ Bei allem Gewichtssparwahn möchte ich aber auch, dass es hält was ich da so baue. Die gesunde Mitte zu finden ist manchmal nicht so einfach.

In diesem konkreten Fall geht es um die recht dünne Aussenwand des Rumpfes. Ich habe ja bei den vorbereitenden Schleifarbeiten einiges von der Bordwand abgeschliffen. Wenn ich die Seitenwände im Cockpit verstärke, dann sind das pro Seite weniger als 100g (Matte und Harz). Ich fand, dass die knapp 100g pro Seite gut angelegt sind und mir an Stabilität mehr bringen, als eine entsprechende Gewichtsersparnis.

Das angesprochenen Problem mit der Bewegung in den Schotts, wenn ich mich dann in die Gurte hänge, löste ich mit diesem Winkel. Der stellt zum einen einen massiven Gegenpunkt für die Verschraubung der Ösen dar und zum anderen leitet er die Zugkraft der Gurtösen in die Fläche des Rumpfes ab. Das Schott sollte somit an dieser Stelle sehr stabil sein und sich nicht bewegen.

Achterdeck, April 2020

Weil man später nicht, oder nur noch sehr schlecht, an die Bereiche unterhalb des Decks heran kommt, muss dort alles vor dem Aufkleben fertig sein.

Ich hab mir also von zu Hause das vorbereitete Stück Sperrholz mitgenommen und grob (mit viel Reserve, weil nur ein Versuch!) abgeschnitten. Anschliessend mal zur Probe das Stück Achterdeck aufgespannt, um mögliche Probleme im Vorfeld zu identifizieren. Aber OK, es scheint alles so zu klappen.

Die Decksunterseite, die Decksbalken und die Balkweger habe ich dann mit Epoxy eingestrichen und einen Moment einziehen lassen. Aus dem Rest Epoxy habe ich dann die Pampe mit den Microballoons angerührt. Das habe ich dann mit so einer Art Konditor Spritztüte auf die Balken und Weger aufgetragen. Man kann auch eine grosse Spritze nehmen. Die Kanüle muss nur gross genug sein, falls es mal zu Klümpchenbildung kommt. Die Menge ein Bisschen mit Augenmass auftragen. So in Würsten wie aus der Zahnpastatube. Es darf nicht zu viel sein, aber trotzdem genug damit Unebenheiten und kleine Abstände ausgefüllt werden. Anschliessend das Deck, so wie vorher im Trockenlauf geübt, aufgespannt und fixiert.

Das Ergebnis war zufriedenstellend und die Pampe ist auf den Balken und Wegern hat sich gut verteilt. Das, was an Epoxy-Pampe aussen am Rumpf heraus quoll, konnte ich gleich mit einem Spachtel abziehen, an den Überschuss unter Deck kam ich nur bedingt heran. Da hab ich versucht mit einen Kunststoff Spachtel, der an einer Holzleiste geklebt war, den Überschuss abzuziehen…wie schon gesagt, unter Deck kommt man schlecht heran.

Abschliessend kamen dann noch zwei Lagen Epoxy auf das Deck bevor die dünne Matte die Oberfläche des recht weichen Okoumé Decks schützen sollte.

Tipp: Wenn man das Deck aussen vorher schon einmal mit Epoxy streicht, dann wird es wesentlich unempfindlicher gegen Schmutz und mechanische Beschädigung. Ich habe es bei diesem Decksteil erst später gemacht und musste diverse verschmutzte Stelle wegschleifen. Auch Druckstellen haben sich trotz aller Vorsicht im Holz abgezeichnet. Ich konnte diese fast alle entfernen, aber mit eine vorherigen Anstrich hätte ich mir das erspart.

Verstärkung Schwertbolzen, Mai 2020

Die Aussage zur Erreichbarkeit von Stellen unter dem Deck trifft auch auf das Vordeck zu. Da ich bei der Reparatur des Schwertkastens auch gleich die vermoderten Reste der Schwertbolzen Unterlage entfernt habe, musste hier, bevor das Vordeck aufgeklebt wird, noch zeitgemässer Ersatz eingebracht werden.

Was liegt also näher als hier wasserresistentes Carbon zu verbauen. 6mm starke Abschnitte hatte ich noch übrig. Die noch etwas in Form gebracht und aufgepasst, dass der zukünftige Schwertbolzen auch problemlos durch die Platte geht. Damit das auch klappt, hab ich ihn vor dem Kleben eingefettet (der soll ja noch mal raus gehen) und gleich zum Festspannen der beiden Platten benutzt. Kleine Hölzer als Unterlage zur Korrektur halfen, um die beiden Platten auch wirklich senkrecht und winklig zu einander auszurichten.

Zum Abschluss dann noch einen schöne Hohlkehle um die neue Carbonplatte gezogen damit es später keine scharfen Kanten gibt und Wassereinbrauch an dieser Stelle von vornherein ausgeschlossen ist.

Mastfuss und Decksdurchlass, Juni 2020

Nachdem alle vorbereitenden Arbeiten unter dem Vordeck erledigt waren, konnte ich mich nun nicht mehr vor der frickeligen Angelegenheiten von Mastfuss, Maststuhl und die neue Mastbox herum drücken. Also rann an den Sarg und mitgeweint…

Als erstens hab ich mit Arnos Fräse die Nut in die Seitenhölzer gefräst. Hier sollen später die Leisten für die Aufnahme der Distanzklötze und der Diameterplatte für den Mast eingebracht werden.

Nach dem Fräsen dann die Querstreben eingeklebt und die Zapfenverbindung in den Decksbalken hergestellt. Hier will ich mich bei dem seitlichen Druck des Mastes nicht nur auch eine Verklebung verlassen. Mit den Zapfen kann ich ruhig schlafen. Einkleben dieser Vorrichtung aber erst später.

Dann ging es darum, eine stabile Platte für die Aufnahme der Mastfussverstellung herzustellen. Da Arnos Fräse noch immer verfügbar war, hab ich die Gelegenheit gleich ausgenutzt, um in eine Multiplexplatte eine Nut zu fräsen, die genau auf die bereits eingeklebte Kielsohle passt. Dann musste die „nur“ noch an die seitlichen Schrägen im Bugbereich eingepasst werden. Das ging wieder sehr gut mit dem Winkelschleifer und einer 40er Schleifscheibe. Dann 4 Lagen Epoxy auf das Holz, um vor Feuchtigkeit geschützt zu sein.

Das mit der Multiplexplatte und der Feuchtigkeit ist übrigens ein Thema für sich. Mir wurde schon beim Einkleben der Kielsohle vorhergesagt, dass mir das Holz unterm Arsch wegfaulen wird. Das trifft sicher auf Bereiche zu, die ständig unter Wasser stehen. Meine Planung war von vornherein, dass es in diesem Bereich ausreichend Belüftung geben wird.

Wer sich an die ursprünglichen Bilder der Mastbox erinnert…die Box für sich konnte selbständig entwässern, aber rings herum war der Bereich durch Rumpf, Schotten und Deck versiegelt. Feuchtigkeit konnte da nicht mehr raus, folglich ist alles weg gegammelt. Bei der neuen Box wird es entsprechende Inspektions Luken geben, mit denen man diesen Bereich entlüften kann.
Aber weiter im Text. Die Platte unten ist mit Pampe eingeklebt. Jetzt wird die Mastfuss Aufnahme angefertigt. Gregor hatte mir im Vorfeld schon einen VA Becher geschweisst. Dieser soll mit seinem Rand in einer Carbonplatte drehend den Mastfuss aufnehmen. Dann kann der Mast sich entweder in dem Becher drehen oder der Becher sich in der Carbonplatte…oder beides. Den Ausschnitt in der Carbonplatte hab ich an der Drehbank gemacht. Dann die Alu-Schienen an- und eingapasst. Arnos Fräse hat auch hier die Hölzer für die Aufnahme der Schienen vorbereitet. Schienen eingeklebt und in die Aufnahmehölzer eingeschraubt.

Nach vielen Kontrollmessungen dann die Mastfuss Konstruktion eingeklebt und geschraubt. Die Platte hab ich bei desem Prozess in den Schienen gelassen, um die Verschiebbarkeit der Platte zu gewährleisten. Minimale Verschiebungen oder Kleberest verhindern jede Bewegung der Platte in den Schienen. Anschliessend Hohlkehlen und Matte aussen und innen.

Als alles fest war konnte ich oben am Maststuhl weiter machen. Einkleben, seitliche Verstärkungen einkleben und anschliessend schon mal mit dem Winkelschleifer die Rundung der Decksform übertragen.

Jetzt konnte die Mastbox in Angriff genommen werden. Die Reste des Decks wurden hier auf Mass gebracht und mit Pampe und Hohlkehlen eingeklebt. Anschliessend mit drei Lagen Epoxy übergestrichen und somit gegen Wasser impregniert.

Die Box bekam dann einen Ablauf, wie er in den Bauvorschriften festgelegt ist und auch zwei Inspektions Deckel, um den umliegenden Bereich mal mit frischer Luft zu versorgen und Feuchtigkeit hinaus zu lassen. Man kommt zwar, und das ist eine neue Erkenntnis, recht bescheiden an die drehverschlüsse heran, aber die Mühe ist es wert. Man hat gleich einen Eindruck, ob es feucht im Inneren ist, oder ob alle in Ordnung ist. Bisher war immer alles OK 😉

Verstärkung Gurtpunkte vorn, Juli 2020

Ganz fertig war ich mit dem Bereich unterhalb des Vordecks wohl doch noch nicht. Die angedrohte Verstärkung zur Aufnahme meines zarten Körpergewichts, musste noch realisiert werden. Da es ja in diesem Bereich zwei dieser den Rumpf entlang laufenden Rundhölzer gab, fand ich es eine gute Idee, genau diese dafür zu benutzen. Ich habe also, dem Besispiel der achterlichen Verstärkung folgend, für das vordere Schott auch so einen Winkel gebaut. Dieser sollte ebenfalls die Kraft in den Rumpf ableiten. Bisher scheint das auch alles gut zu funktionieren.