Re-Fit OK-Jolle Lucy – Kapitel 04: Rumpf

Rumpf abschleifen und Trailer anpassen, Oktober 2019

Nachdem jetzt die Schotten getauscht sind und keine Gefahr mehr besteht, dass die OK sich verwindet, können die Mallen endlich weg. Ich hab aufgehört zu zählen, wie oft ich mich an den Dingnern gestossen habe.

Und bevor es mit dem Rumpf weitergeht nutzte ich die Gelegenheit, um erst mal den Sliptrailer anzupassen. Das alte U-Profil hab ich mit Gregors Hilfe weggeflext (eigentlich hat er das geflext und ich hab dabei zugeschaut, vom Profi lernen) und die Bolzen am Trailer für die Aufnahme des Brettes der hinteren Auflage wurden angeschweisst (auch Gregor). Räder hatte ich noch von unserer Varianta im Keller liegen. Also alles dran und die Auflagen eingepasst. Ich wollte auch flexibel sein und den Platz im Schuppen mal schnell wechseln können. Für den Fall, dass man mal im Wege steht…

Rumpf spachteln und vorstreichen, Dezember 2019

Dann ging es auch schon mit dem Abschleifen der alten Farbe los. Ich wollte da nicht nur anschleifen und drüber lackieren. Mich interessierte auch wie der Zustand des Rumpfes unter der Farbe ist. Auch wollte ich einige Stellen ausbessern und spachteln. Das hält dann alles besser, wenn man direkt auf der Glasfaser aufbaut.

Hier sieht man auch den neuen Absauger für den Winkelschleifer. Beides zusammen ist recht sperrig und man muss wirklich aufpassen, dass man nicht zu stark aufdrückt, sonst bekommt man zu tiefe Rillen und Riefen in die Oberfläche, die man dann hinterher wieder aus spachteln muss.
Im Rumpf waren zwei verschieden grosse Lenzer verbaut. Die waren geklebt, geschraubt, genietet und mit irgendwas abgedichtet. Um den zu grossen Ausschnitt zu schliessen, hab ich einen Holzklotz mit Folie umwickelt und ihn von der Unterseite aus mit einem Stempel gegen die Öffnung gedrückt. Von oben dann eine dünne 110g Matte in das rechteckige Loch gelegt und dann mit 300g Matte das Loch weiter ausgefüllt bis es oben plan war. Dann ebenfalls Folie drauf und alles mit einem Stein beschwert. Somit war die alte Lenzer Öffnung verschlossen. Auf eBay habe ich mir dann sehr gute gebrauchte Lenzer gleicher Grösse gekauft. So was gibts natürlich nicht genau dann, wenn man sie benötigt. Man muss Zeit und Geduld haben, irgendwann kommt schon ein Schnäppchen vorbei.

Hartnäcke Beschichtungen und alte Spachtelreste wurden mit der Ziehklinge entfernt. Irgendwann ist man dann fertig (glaubt man) und es kann mit dem Aufbringen der neuen Schichten los gehen.

Das was jetzt kommt, hab ich vom Aufwand her völlig unterschätzt. Man geht davon aus, dass man das einfach streicht und gut is…Fehlanzeige. Wenn man es richtig machen will – und der Monk in mir will das meistens – dann muss man wirklich sorgfältig arbeiten. Ich habe dabei viel von Rainer gelernt, der in solchen Dingen super pingelig ist aber eben auch viel Erfahrung damit hat. Also, passt gut auf, hier steht, wie man es richtig macht…

Als erstes geht es darum eine erste Schicht Epoxy Primer auf den Rumpf zu bringen. Das ist vor allem dafür gut, überhaupt erst mal zu sehen wie die Oberfläche aussieht und in welchem Zustand sie sich befindet. Nur angeschliffen sieht es immer super aus. Die Ohnmacht kommt nach dem ersten Anstrich!

Dazu verwendet man eine Kurzhaarrolle oder auch Fusselrolle. Der tiefere Sinn dabei ist, dass beim An- und Abschleifen der alten Farbe auch das GFK bearbeitet wurde. Im GFK, und das liegt in der Natur der Sache, existieren, durch den Fertigungsprozess bedingt, Lufteinschlüsse. Wenn man jetzt einiges GFK wegschleifet, dann legt man diese Lufteinschlüsse frei und es entstehen kleine Löcher in der Oberfläche. Nimmt man jetzt die beschriebene Kurzhaarrolle und trägt den Primer damit auf, dann gelangt der Primer auch in diese Löcher hinein. Mit einer Schaumrolle klappt das nicht. Im Gegenteil, die wirkt eher wie ein Schwamm und zieht im schlimmsten Fall den Primer wieder aus den Löschern raus. Auf dem einen Bild kann man gut die Oberfläche mit dem Primer sehen. Das sieht wie die Mondoberfläche aus, aber: Primer in den Löchern!

Jetzt geht es ans Spachteln. Ich hab mir dafür einen breiten Spachtel aus Edelstahl besorgt. Gab es im Bauhaus fürn 5er. Als Spachtelmasse kam Epoxy Filler zum Einsatz. Den hab ich, weil es in der Halle recht lausig war und der Filler entsprechend zäh, immer einen Moment vor den Heizlüfter gelegt. Somit wurde der gut streichfähig. Also den gesamten Rumpf mit dem Filler abgezogen. Wenn man innerhalb des Überstreichintervalls vom Primer bleibt (bis zu 7 Tage), dann kann man einfach drauf los spachteln und muss sich keinen Kopf ums Vorschleifen machen (was ja in den Löchern auch schwierig wird). Immer einmal rum und dann mit einer guten Lampe schauen, dass man auch alle Löcher erwischt hat. Das ganze dann einige Tage durchhärten lassen und mit dem Exzenterschleifer und einer Schaumscheibe fein schleifen. Aber nur den Spachtel runter schleifen, der restliche Primer soll drauf bleiben.

Beim Schleifen sieht man dann schon, dass man trotz aller Anstrengung schlampig gearbeitet hat und noch 1000 Stellen zum Spachteln übrig sind. Diese markiert man sich am besten gleich beim Schleifen mit einem Bleistift. Man kann sich die Stellen nicht alle merken und man findet sie auch nicht mehr wieder, glaubt mir.

Wenn man dann Durchgang zwei und drei mit Spachteln und Schleifen fertig hat, kann man es wagen noch mal eine Schicht Primer aufzubringen. Aufgrund der Temparatur wird auch der Primer recht zähflüssig. Hier kann man einen kleinen Schuss Nitro Verdünnung mit in den angemischten Primer geben. Dann verarbeitet sich das alles etwas besser. Hier habe ich dann aber eine Schaumrolle genommen. Die Löcher sind ja nun alle zu (dachte ich).

Das Ergebnis konnte sich schon sehen lassen, die Anzahl der Löcher wurde wirklich spürbar weniger. Das eine oder andere Loch findet man trotzdem noch. Markieren und bei nächster Gelegenheit zu spachteln.

Noch ein Tipp: Durch das Abschleifen mit dem Winkelschleifer sind natürlich Vertiefungen entstanden (zusätzlich zu den bereits vorhandenen), es macht daher Sinn nicht nur von oben nach unten zu spachteln, sondern auch einmal entlang der Vertiefungen von vorne nach hinten. Wenn dann alles gut aussieht, kann man noch zwei Lagen Primer aufbringen. Ein grosser Teil wird vor dem Lackieren sowieso noch weg geschliffen. Und trotzdem noch mal genau schauen oder im Zweifelsfall mit den Fingern die Stellen befühlen. Was man fühlen kann, wird man nach dem Lackieren auch sehen!